Dieses Buch ist eine Fundgrube für alle, die sich Gedanken machen über
die Zukunft der einfachen Büroarbeitsplätze für Frauen. Wer sich
theoretisch mit dem Konzept qualifizierter Mischarbeit befassen möchte,
findet im ersten Eile eine differenzierte Analyse des immer stärker computergestützten
Verwaltungshandelns und der Geschlechterblindheit gängiger Technikkonzepte.
Wer eher an Praxiserfahrungen mit qualifizierte Mischarbeit interessiert ist,
findet sie am Beispiel der Bremer Verwaltung anschaulich dargestellt.
Im zweiten Teil spürt die Autorin den Ursachen nach, warum der technische
Wandel das hierarchische Verhältnis zwischen den Geschlechtern immer wieder
stabilisiert. Aus ihren Erkenntnissen zieht sie den Schluß: Wer sich für
qualifizierte Mischarbeit im Schreibdienst einsetzt, muß männliche
Hierarchien, Machtrituale und Dominanzposen in Frage stellen, muß parteilich
für Frauen sein und bleiben. Die Analysen belegen, dass mit der Technik
nicht automatisch die Lage von Frauen in den Schreibdiensten verbessert wird.
Selbst förderliche Rahmenbedingungen wie in Bremen bieten dafür keine
Garantie.
Zusammen mit engagierten Arbeitswissenschaftler/innen und Informatiker/innen
aber läßt sich die technikunterstützte Arbeit so gestalten,
dass die Interessen der Frauen an abwechslungsreicher, gut bezahlter und sicherer
Beschäftigung beachtet werden. In Bremen helfen dabei Technikberatung und
Weiterbildung sowie eine Clearingstelle, die sich Eingruppierungsfragen und
neuen Arbeitszuschnitten widmet.
Im letzten Teil stellt Gabriele Winker ein von ihr mitentwickeltes und in Bremen
erprobtes Bildungskonzept vor. Es soll dazu dienen, die Arbeitsplätze im
Interesse der Frauen umzugestalten - "aktivierend, personennah und explorativ".
Das heißt, den Frauen eigenständige Räume zu schaffen, in denen
sie nach ihren Bedürfnissen die Arbeit selbst gestalten und damit experimentieren
können.
In den Konflikten, die jeder Wandel mit sich bringt, sollen die Frauen sich gegenseitig unterstützen. Zudem brauchen sie die Hilfe der Gewerkschaft ÖTV und der Personalvertretungen. Die Finanzlage in den öffentlichen Haushalten wirkt jedoch nicht gerade ermutigend, manches Mischarbeitsprojekt ist daher über das Stadium guter Ideen noch nicht hinausgekommen. Umso wertvoller sind Gabriele Winkers Ratschläge, wie Frauen erfolgreich mit Widersprüchen, Konflikten und Spannungen umgehen können.